Dienstag, 7. Juni 2011

Von Belém nach Teneriffa 02.05.2011 - 13.05.2011

  .. ich liebe diese Seetage 



Der Atlantik ist nach dem Pazifik das zweitgrößte Weltmeer, er bedeckt ca. 106 Millionen km². Der Atlantische Ozean, wie er auch genannt wird, entstand durch die Teilung der erdgeschichtlichen Kontinente Laurasia im Norden und Gondwana im Süden und trennt heute Europa und Afrika vom amerikanischen Kontinent. Seine durchschnittliche Tiefe beträgt 3 300 m und die größte Tiefe 9 219 m (Puerto-Rico-Graben). Die Länge des Atlantiks beträgt 21 300 km (Nord-Süd) und die Breite 5 500 km. Der Atlantik umfasst als Nebenmeere: Nordpolarmeer, Baffinmeer, Europäisches Nordmeer, europäisches und amerikanisches Mittelmeer, Hudsonbai, Nord- und Ostsee und Weddellmeer. Er ist der verkehrsmäßig wichtigste unserer drei Ozeane. 
Neben den natürlichen Verbindungen zu den angrenzenden Weltmeeren existieren auch von Menschen geschaffene Verbindungen, wie der Suezkanal, er verbindet das europäische Mittelmeer mit dem Roten Meer und dem Panamakanal, verbindet das amerikanische Mittelmeer mit dem Pazifik.
 
Weitere Informationen erhalten Sie bei  Wikipedia oder bei wissen.de

Diese Seetage haben immer etwas ganz Besonderes, sie geben einem Zeit die Seele baumeln zu lassen und oft erkannt man während solcher Reisen, was einem wirklich wichtig ist. 
Ich wurde gestern im Reisebüro gefragt, wie viele Seetage ich insgesamt schon auf der MS Hanseatic verbracht habe. Es sind seit 2005 bis zu dieser Reise genau 38 Seetage. Insgesamt komme ich auf eine Summe von 105 Tagen auf 8 Reisen verteilt, von denen ich keinen Tag missen möchte. Die Statistik werde ich weiterführen, allerdings nicht mitgezählt sind Reisen auf anderen Schiffen.


Tag 1 – Mi 04.05.2011 – Belem / Brasilien

Während viele Gäste der Amazonasreise wieder nach Hause müssen, machen wir heute eine Stadtbesichtigung in Belem – Die Höhepunkte von Belem. Den von Mangobäumen gesäumten Straßen der Innenstadt verdankt Belém den Beinamen „cidade das mangueiras“ (Stadt der Mangobäume). Wir schlendern über den Fischmarkt, das Gebäude am Ver-o-Peso („Schau auf das Gewicht“) mit dem 4 Türmchen ist eine Eisenkonstruktion, die von Henrique la Roque entworfen und 1901 erbaut wurde und das Wahrzeichen der Stadt ist. Auf dem Markt habe ich mir Dschungelmedizin und einen gut funktionierenden Regenmacher gekauft. Ich war so begeistert von den Klängen, daß ich ihn auf der ganzen Stadtrundfahrt rasseln ließ. Der Regenmacher und ich wurden danach auf der ganzen Reise von so manchen Passagier und Crew verflucht. Außerdem besichtigen wir auf dieser Tour die Basilika und das Fort. Der Nachteil dieses Ausfluges war, daß unsere Reisebegleiterin leider kein Wort deutsch oder englisch sprach und die Übersetzerin leider keine Ahnung von der Stadt und deren Geschichte hatte. Meine Meinung zu Belem: Mir gefiel nicht, daß im Hafenbecken der ganze Dreck der Stadt zu treiben schien. Faszinierend fand ich diese schwarzen Geier, die sich in Horden in der Stadt tummelten. Zum Mittag sind wir dann wieder an Bord. Ich freue mich, daß mit den neuen Gästen einige Bekannte von anderen Reisen mit an Bord kommen. Unter Ihnen ist auch das Lektorenehepaar Marion Tippmann-Böge und ihr Mann Rolf Böge. Nach der Seenotrettungsübung und dem Abendessen um 21.25 h legt die Hanse in Belem ab und nimmt Kurs auf Teneriffa – Entfernung 2598 sm. Wir haben noch einige blinde Passagiere an Bord – eine Gottesanbeterin, eine Fledermaus auf dem Pooldeck und jede Menge Moskitos. Ich freue mich auf die Seetage, die vor uns liegen. 12.00 h -27,5°, 28°, 1010 hPa, 90%, umlaufend 1-2, leicht bewölkt, SA 06:09 h, SU 18:13 h. 

Tag 2 - Do 05.05.2011 - Auf See 
Um 4.50 h überqueren wir den Äquator auf Position 00°00'00"S, 047°38'220"W. 9.00 h Durchsage von Kapitän Thilo Natke: Wir sind in einem Tropensturm, unser Kurs beträgt 47°, Geschwindigkeit 15 Knoten, Entfernung vom Amazonasdelta 175 nm, unsere Restdistanz beträgt noch 2429 sm. Um 10.00 h werden uns die neuen Lektoren, Experten und Künstler vorgestellt, die für mich interessanten Lektoren habe ich bereits oben erwähnt. Um 17.00 h hält Marion ihren ersten Vortrag "Voraussetzungen für Entdeckungsfahrten - Kartografie, Schiffbau und Navigation". Nach dem Willkommenscocktail und Abendessen treten alle Künstler dieser Reise auf: Laetitia Cropp - Mezzosopranistin, Kermit Gray - Tenor, Moritz Weber - Pianist und die Odessey Band, mit einem bunt gemischten Programm. 12.00 h - 26°, 28°, 1011 hPa, 100%, SSO 4, Regen - wer hat Schuld?

Tag 3 - Fr 06.05.2011 - Auf See 
Heute ist Frühgymnastik, ich mache meine eigenen Übungen, das ist mir wirklich angenehmer. Die Uhr wurde um eine Stunde zum Mittagessen vorgestellt. Die Sonne schaut heute öfter einmal vor den Wolken hervor, aber immer noch ist es tropisch heiß. Ich hatte die Hoffnung, daß es kühler und frischer wird, wenn wir erst auf dem Atlantik sind. Pustekuchen! Trotz alledem geniessen wir die Weite des Ozeans, rings herum gibt es nichts. Laut Kapitän Natke fahren wir abseits der bekannten Schiffsrouten, herrlich. Zum Abendessen gehen wir ins Ethno Restaurant (die Columbus Lounge jetzt Bistro Lemaire, die zum Spezialitäten Restaurant umfunktioniert wird). Dort gibt es heute Curry Variationen, die unser Koch Hendrik mit seiner Crew zubereitet hat. Am Abend singt Kermit in Begleitung der Band "Vom Broadway nach Harlem und zurück". Welch ein gelungener Abend, erst dieses schöne Menü und dann das beschwingte Konzert. 12.00 h - 28,5°, 28°, 1012 hPa, 100%, NO 5-6, bewölkt, SA 05:41 h, SU 18.:52 h.

Tag 4 - Sa 07.05.2011 - Auf See
Ich kann mich nicht entscheiden, bin ich immer noch müde von der Hitze des Amazonas und schon wieder durch die sanften Schiffsbewegungen? Wir haben schon 830 sm hinter uns, unsere Restdistanz beträgt noch 1787 sm. Marions heutiger Vortrag um 10.00 h heißt: "Auf den Spuren der Seefahrer auf dem Atlantischen Ozeans vom Altertum bis zur Kolonialzeit." Es ist ein typischer, schöner Bordtag, der Wettergott ist uns heute gut gesonnen, ich habe meinen Regenmacher fest in der Kabine verkeilt. Es gibt mittags einen Cocktail vor dem Barbecue an Deck und am Abend eine Poolparty unterm Sternenhimmel, die Odeyssey Band spielt für uns. Mai Tai wird in grünen Kokosnüssen serviert oder wer mag, kann auch Caipirovka (Caipirinha diesmal mit Wodka) bekommen. Es wird getanzt und gescherzt, es ist jedes Mal eine famose Stimmung.

Tag 5 - So 08.05.2011 - Seetag 
Ich wache auf und habe Kopfschmerzen. Anscheinend lerne ich nie, daß ich Mixgetränke lieber meiden sollte. Schaue mir um 10.00 h den Vortag Marions "Entdeckerreisen nach Amerika - von den Wikingern bis Kolumbus" von der Kabine aus im Fernseher an. Heute Mittag ist wieder Uhrenumstellung. In der Columbus Lounge ist italienisches Buffet, ich liebe Pasta, also gibt keine zwei Meinungen. Der Kapitän gibt heute um 15.30 h eine Brückensprechstunde, die ich leider nicht wahrnehmen kann, doofer Caipi! Mein Mann hat mir erzählt, daß es sehr interessant war. Zum Abendessen nach etlichen Stunden Schlaf sehe ich fast wieder manierlich aus. Heute versuchen sich der Kapitän und seine Offiziere als Kellner, sehr amüsant und siehe da, sie machen eine gute Figur dabei. 12.00 h - 25,5°, 26°, 1013 hPa, 73%, NO4, bedeckt, SA 06.00 h, SU 19.30 h.

Tag 6 - Mo 08.05.2011 - Seetag

Um 10.00 h ist wieder Marion dran, diesmal mit dem Thema: "Fluch und Segen der Entdeckungen". Ich erschrecke, als sie darüber erzählt, wie die Sklaven preismäßig gehandelt werden und als Stück bzw. Kinder als halbes Stück bezeichnet werden. Um 11.00 h gehen wir auf die Brücke, der Navigationsoffizier erzählt uns alles über die Reiseplanung des Schiffes, er ist ganz in seinem Element. Die am heutigen Nachmittag geplanten Vorträge werden gecancelt, der Atlantik ist ruhiger geworden. Zu unserer Freude werden wir mit Zodiacs ausgebootet - die Position erfahren wir später: 15.35 h - 16°50.8'N 29°17.2'W. Unsere Hoteldirektorin Doris ist heimlich still und leise mit Champagner bewaffnet in einem Zodiac voraus gefahren, was für eine Überraschung! 

Während wir scheinbar ohne Ziel mit den Zodiacs in den Wogen über den Atlantik fahren, verlässt die Hanse ihre Position und fährt an uns vorbei. Ich bemerke spöttisch: "Toll, die Hanseatic setzt ihre Gäste auf dem Atlantik aus!" Alle auf unserem Zodiac lachen. Aber wir haben Glück, Kapitän Natke hat Mitleid mit uns und nimmt uns wieder auf. Nach dem Chef Abendessen kreiert von Willy Leitgeb singt Kermit für uns unter dem Motto "Ol' man river". 06.00 h - 23°, 25°, 1013 hPa, 75%, O3, bedeckt, SA 06:37 h, SU 19:18 h. 

Tag 7 - Die 10.05.2011 - und wieder ein Seetag

9.00 h die Durchsage des Kapitäns, er macht sie auf den Seetagen immer pünktlich um 9.00 h, die aktuelle Position ist 19°25'N, 26°17'W, wir sind auf dem Breitengrad von Mexiko und der Dominikanischen Republik. Unser Kurs beträgt immer noch 47°, wir fahren mit 14 Knoten. Der Atlantik ist hier etwa 4000 m tief. Die Kapverden liegen etwa 150 sm auf der Steuerbordseite. Wir haben eine Distanz von 1830 sm hinter uns, bis Teneriffa liegen weitere 787 sm vor uns. Heute geht es in Marions Vortrag um "Pionierleistung der Luftfahrt - insbesondere der Luftpostweg von Südamerika". Um 11.20 h die Durchsage: "Wir sind nicht alleine, in etwa 20 min. treffen wir auf ein deutsches Schiff!" Wir stellen die Uhr zum Mittag wieder eine Stunde vor, der Frühschoppen ist diesmal auf dem Columbus Deck. Um 18.30 h gibt es eine Talkrunde mit dem Kapitän und 3 weiteren Crewmitgliedern mit dem Motto: "Erzähl doch 'mal". Kurioses, witziges und unvergessliches, wir lachen über die Ausführung des Kapitäns über die Stufen der Seekrankheit:
  1. Man hat Angst zu sterben
  2. Man möchte sterben
  3. Man hat Angst, man kann nicht sterben
Ich möchte mich hiermit auch im Namen aller damals anwesenden bei all denen entschuldigen, die es jemals mit Seekrankheit zu tun hatten. 

Tag 8 - Mi 11.05.2011 - Seetag 
Wir haben heute Nacht kaum schlafen können, wir sind ziemlich geädert. Punkt 9.00 h weckt uns der Kapitän: 23°1'W 21° 10'N, 300 sm von Westafrika entfernt. Auf dem Längengrad von Kap Blanc und Mauretanien. 2142 sm hinter uns, Restdistanz 475 sm. Wir haben 4000 m unterm Kiel, eine Wellenhöhe von 2-2,5 m. Pünktlich um 10.00 h - erzählt uns Marion über "Alexander von Humboldt - den Naturforscher und Menschenfreund". Um 11.15 h geht mein Mann zu einem Cocktail ABC in der Explorer Lounge. Heute ist schon der Abschiedsabend, der Kapitän lädt zum Cocktail und uns an seinen Tisch. Wir sind heute eine  gesellige und lustige 11 - er Runde. Heute ist es einmal anders, der Shantychor der MS Hanseatic singt vor dem Abendessen. 6.00 h - 21°, 22°, 1014 hPa, 75%, N5-6, bewölkt, SA 06:52 h, SU 19:56 h.

Tag 9 - Do 12.05.2011 - der letzte Seetag
Pünktlich um 9.00 h unser Kapitän: 26°9'N 18°28'W, wir fahren 11-12 Knoten und befinden uns 200 sm vor Westafrika und ebenso zu Teneriffa. Haben eine Distanz von 2418 sm hinter uns. Die Wassertiefe beträgt etwa 3000 m. Marion hält heute einen Vortrag über: "Teneriffa - Vulkaninsel mit tropischen Vegetationszonen." Um 12.00 h ist wieder Zeitumstellung, heute gibt es eine asiatisches Bufett. Marion und Ihr Mann verabschieden sich heute mit einer musikalischen Cocktailstunde mit vorgetragenen ernsten aber auch humorvollen Geschichten und Gedanken. 

Tag 10 - Fr 13.05.2011 - Santa Cruz/ Teneriffa
Nach dem Aufstehen können wir gerade noch dem Bus mit den abreisenden Passagieren winken. Wir beschließen mit einer Bekannten die Hauptstadt Santa Cruz auf eigene Kappe zu erkunden, aber das ist eine andere Geschichte.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag
© Constanze Hoffmann am 07.06.2011


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen