Dienstag, 12. April 2011

Das Abenteuer - Nordwestpassage vom 13.08. - 05.09.2009 von Nome nach Reykjavik

 - oder MS Hanseatic meets MS Bremen in Gjoahavn (Teil 1 bis 23.08.2009)

Foto Nordwestpassage Wikipedia

Die Nordwestpassage ist der zirka 5.780 Kilometer lange Seeweg, der nördlich des  amerikanischen Kontinents den Atlantik und  den Pazifik verbindet. Er führt über das Nordpolarmeer und seine Randmeere sowie die dazugehörenden Meeresstraßen durch den kanadisch-arktischen Archipel. Die „Nordwestpassage“ von der weißen Insel Grönland bis zur wilden Küste Alaskas gilt als eine der berühmtesten und berüchtigsten Seewege der Welt.

Die Nordwestpassage wurde vergeblich über 400 Jahre lang von Seefahrern aus aller Welt gesucht. Die erste Expedition kam 1473 mit Didrik Pining wahrscheinlich nur bis Grönland. 1576 brach der Engländer Martin Frobisher dreimal auf, um das ewige Inselgewirr zu durchdringen. Ohne Erfolg. Auch James Cook unternahm seine letzte Pazifik-Reise 1776 bis 1779 auf der Suche nach dem Seeweg zwischen Europa und Asien. John Franklin kam mit seinen Männern tragisch ums Leben, als er sich 1845 Richtung Arktis aufmachte. Amundsen endlich bezwang als Erster 1903 bis 1906 die legendäre Nordwestpassage.


Das  Ziel ist der Weg - von Nome nach Reykjavik. Diese arktische Verbindung zwischen Europa und Asien, zwischen Atlantik und Pazifik hat stets den Ehrgeiz und die Fantasie unzähliger Entdecker geflügelt, und wir begeben uns auf der „MS Hanseatic“ auf ein Abenteuer, dass uns auf die Spuren des Forschers Roald Amundsen führt. Der genaue Verlauf dieser Reise ist nicht exakt vorhersehbar, sondern muss sich stets an die Gegebenheiten der Natur anpassen, das haben wir am eigenen Leib erfahren.


Tag 1 - 12.08.2009 - Hamburg/Frankfurt - Vancouver
Auf dem Flughafen in Frankfurt gab es ein großes Wiedersehen mit David Fletcher und Claus Debusman - Mr. Redshoe. Wir haben einen exzellenten Flug nach Vancouver mit einem fantastischen Blick auf das Schelfeis von Grönland. Nur mit unserem Handgepäck beziehen wir unser Zimmer. Nach einer Dusche geniessen wir die Sonne bei angenehmen 20° C bei einem Spaziergang an der Waterfront mit anschließenden Abendessen und einem schönen, kalten kanadischen Bier. Die 9 Stunden Zeitverschiebung sind definitiv zu merken. Um 4.00 h Ortzeit der Weckruf, 4.30 h Frühstück und ab zum Airport. Unser "Zuhause" die "Hanse" ist nur noch wenige Stunden entfernt. 

Tag 2 - 13.08.2009 - Vancouver nach Nome
Am Flughafen Vancouver angekommen, ist alles im grünen Bereich. Allerdings verlieren wir beim Einchecken viel Zeit, der Abflug ist für 8.00 h geplant. Wir mussten unsere 4 Gepäckstücke selber auf das Band legen, 9.30 h endlich Abflug. Nach 4 Stunden und 10 min erreichen wir endlich unser erstes Ziel - Nome. An Bord angekommen, richten wir uns häuslich ein und warten auf unsere Koffer. Ein Koffer fehlt, ausgerechnet der mit den ganzen Oberhemden, dem großen Objektiv, dem kleinen Fotoapparat, den Ladegeräten, den Überspielkabeln und meinem Logbuch. Sehr ärgerlich! Unsere geplante Reise nach Point Hope wurde von 17.00 h auf den nächsten Morgen verschoben, da wir auf eine bestellte Rettungsinsel warten müssen. Beim Abendessen fielen mir fast die Augen zu. Nach einer gemütlichen Zigarette in der Obsi und einem Prosecco, dazu am Piano Michael Banasik - welch ein Genuss, suchte ich unsere Kabine sehr früh am Abend auf. Auf unserer Kabine lagen bereits unsere eigenen roten Expeditionsparkas, 1 Fernglas mit dem Hanseaticlogo und einen Rucksack. Der Zeitunterschied zu Hamburg 10 Stunden. 14°, 13°, 1009 hPa, 5 Windstärken, bewölkt, SA 6.49 h, SU 23.47 h.

Tag 3 - 14.08.2009 - Nome/ Alaska nach Barrow/ Alaska

Das Ablegen hat sich noch einmal verzögert, aber dafür ist die Rettungsinsel an Bord. Unser Koffer ist in Vancouver gesichtet worden, mit Glück erhalten wir ihn in Barrow. Am Vormittag dann die Zodiaceinweisung und die Vorstellung der Lektoren, außerdem werden die Gummistiefel ausgegeben - ganz neue mit Reißverschluss. Alles geht seinen gewohnten Gang, gegen 16.00 umrunden wir King Island mit seiner Station, auf der wir viele Seevögel sehen. Zehn Minuten später haben wir unsere erste Grauwalsichtung. Um 17.00 h dann Sylvia Stevens mit dem spannenden Vortrag "Iditarod und das 1925 Hundeschlitten Serum Rennen nach Nome", dem längsten und härtesten Hundeschlittenrennen der Welt. Beim Abendessen plötzlich Aufruhr, der Kapitän lässt die Maschine rückwärts laufen, wir hören Sylvias aufgeregte Stimme und dann sind wir inmitten von ca. 300 Walrössern - einfach unglaublich. Nach einiger Zeit geht es weiter in Richtung Diomede Islands, von denen Little Diomede zu Alaska gehört, Big Diomede aber zu Russland. Auf der russischen Insel sonnen sich einige Walrösser, die als wir näher kommen, ins Wasser fliehen. Hier verläuft die Datumsgrenze, bei Little Diomede ist Freitag und bei der großen Insel schon Samstag. Wir fahren ein paar Mal zwischen Freitag und Samstag hin und her. Bei der Weiterfahrt sehen wir 2 mächtige Grauwale. 12°, 13°, 1012 hPa, NO 3, bedeckt, SA 6.53 h, SU 23.50 h.

Tag 4 - 15.08.2009 - Auf See
Nach dem Frühstück schauen wir in der Boutique nach einem weißen Oberhemd für meinen Mann für den Welcome Abend. Wir bekommen ein Smokinghemd aus dem Personalfundus und Plastikmanschettenknöpfe. Ich notiere die Ereignisse für mein Logbuch weiter auf Kladde. Wir haben trübes Wetter und 6 Windstärken. Beim Cocktailempfang erfahren wir, dass einige Passagiere schon ihre dritte NWP fahren, für die MS Hanseatic ist es 2009 bereits die achte. 7,5°, 6°, 1013 hPa, 96 %, N5-6, wolkig, SA 6.37 h, SU 23.56 h.

Tag 5 - 16.08.200 - Barrow/ Alaska und auf See
Wegen starker Brandung ist ein Ausbooten nicht möglich. Um 10.15 h geht es weiter nach Herschel Island/ Kanada 397 sm. Kein Koffer, auch kein Ausklarieren. Sie versuchen unseren Koffer nach Cambridge Bay zu schicken. Der Lichtbildvortrag BIRDS wird auf morgen verlegt, wir müssen noch mehr Hemden kaufen. Ich freue mich auf Sylvias Vortrag "Die Arktis, das Land am Rande des ewigen Eises". Um 18.30 h wie bestellt erstes Packeis! 3,5°, 3°, 1009 hPa, 95%, W 4, bedeckt, SA 5.27 h, SU 23.19 h.

Tag 6 - 17.08.2009 - Auf See - Kurs Herschel Island/ Kanada
Gegen 9.00 h sind wir ungefähr auf dem gleichen Breitengrad wie das Nordkapp. Um 15.40 h fliegt das Wasserflugzeug des Zollbeamten ein, Einklarieren ist angesagt, Passkontrolle paarweise. Am Abend um 21.15 h werden wir von einem Ranger auf unseren Landgang vorbereitet. Herschel Island war früher das Zentrum des Walfangs der ganzen Beaufort Sea, heute ist die Insel ein unter Naturschutz stehender Nationalpark. Am Morgen werde ich wegen eines Klirrens und extremer Schieflage wach und gehe in die Obsi, Grund wir haben 40 Knoten Wind. Um 7.30 h nur 5 Grad und eine steife Brise, der Anker hält nicht. 8°, 5°, 1008 hPa, 86%, WSW 4, bedeckt, SA 5.51 h, SU 23.03 h.

Tag 7 - 18.08.2009 - Herschel Island/ Kanada
Heute gibt es 2 Anlandungen. Als erstes Herschel Island, bei schönem Wetter gehen wir auf eine grosse und mühsame Wanderung. Wir tragen uns ins Gästebuch ein, jeder bekommt dafür einen Pin der Insel. Dann geht es in Richtung King Point / Mc Kenzie Bay/ Kanadisches Festland 35 sm, es ist der Überwinterungsplatz der Amundsen-Expedition von 1903. Während des Ausbootens brist es immer mehr auf, das Ausbooten wird abgebrochen und die Passagiere werden von Land geholt. Um 18.30 h sind immer noch Leute an Land, die Brandung schlägt in die Zodiacs, mit 6 Crewmitgliedern versuchen sie die Boote an Land zu halten. Vergeblich, die letzten 9 Personen - die Lektoren, Crewmitglieder und ein Passagier kommen nicht von Land weg.  Unter der Leitung von David suchen sie in einer alten, verfallenen Hütte Schutz und machen sich Feuer, um es wenigstens ein wenig warm zu haben. Zu allen Unannehmlichkeiten sehen sie auch frische Eisbärenspuren. Alle Programme fallen heute aus, Decken und warmes Essen und Getränke werden in Tüten verpackt und von Zodiacs in Richtung Land geworfen. Erst um 22.10 h sind die neun völlig entkräftet endlich wieder an Bord, ich laufe herunter und nehme Sylvia in den Arm - das ist Abenteuer pur. Wir nehmen Kurs auf Smoking Hills/ Franklin Bay/ Kanada 307 sm. 5°, 5,5°, 1006 hPa, 95%, NW 7, bedeckt, SA 5.40 h, SU 22.50 h.

Tag 8 - 19.08.2009 - Smoking Hills/ Franklin Bay/ Kanada
Wir haben 153 sm hinter uns, bis Smoking Hill sind es noch 108 sm. Wir kommen 2 Stunden später als geplant an unserem heutigen Ziel an - erst gegen 17.15 h. Eine Zodiactour steht auf dem Programm, aber durch den kräftigen Schwell verzögert sich das Ausbooten ein wenig. Es riecht stark nach Schwefel, an der 30 km langen Steilküste gibt es bituminösen Schieferton als Einschlüsse, die schon seit mehr als 1000 Jahren brennen. Der Rauch besteht aus Schwefeldioxid, Schwefelsäuredämpfen und Wasserdampf, wieder einmal bewies die Bordküche eine große Flexibilität. 5,5°, 7°, 1019 hPa, 88%, NW 3-4, wolkig. SA 5.09 h, SU 22.04 h.

Tag 9 - 20.08.2009 - Holman Island (Ulukhaktok)/ Victoria Island
Wir erfahren, daß in Deutschland der heißeste Tag des Jahres erwartet wird mit 37° C. Per Zodiac geht es an Land, in Holman gibt es den nördlichsten Golfplatz der Welt. Die angekündigten Shops sind wie zugenagelt. Die Dame, die dort zuständig ist, soll auf dem Markt sein, der zuständige Herr sei auf der Jagd. What ever ... Wetterdaten: 6°, 1,5°, 1024 hPa, 76%, WNW 5, bedeckt, SA 5.41 h, SU 22.23 h.

Tag 10 - 21.08.2009 - Johannsen Bay und Ross Point/ Victoria Island/ Kanada
Wir unternehmen zwei anstrengende Märsche in der Tundra in the Middle of nowhere immer abgesichert von unseren Bärenwächtern. Ross Point ist nur 5 sm von der Johannsen Bay entfernt. Bei der 2. Anlandung haben wir einen Karibu, einen Moschusochsenschädel und diverse Geweihe gesehen. Wetterdaten: 9°, 5°, 1027 hPa, 72 %, W 3-4, heiter, SA 5.17 h, Su 21.39 h. 


Youtube: Janet Aglukkaq from Gjoa haven and Sarah Jancke from Cambridge Bay Throat singing in Gjoa Haven for the first time together

Tag 11 - 22.08.2009 - Cambridge Bay/ Nunavut

Lokale Führer machen uns an Bord mit den Sehenswürdigkeiten der Gegend vertraut. Es wird ein Shuttleservice vom Arctic Coast Visitor Center zum alten Teil von Cambay, wie die Einheimischen Ihren Ort nennen, eingerichtet. Dort liegt das Wrack der Maud, mit dem Roald Amundsen zwei Forschungsreisen unternahm. In Cambay wird sehr viel für die Jugend geboten wie unter anderem freies Internet. Uns wird am Nachmittag Folklore in der High School vorgeführt - Kehlkopfgesänge, Trommeltänze und arktische Sportdemonstrationen. Mir gefallen die wunderschönen, bunten Trachten und daß die Jugend diese Traditionen hier weiter pflegt. Ich habe dort zwei nette Menschen kennengelernt, mit denen ich über Facebook noch immer Kontakt halte. Wetterdaten: 7°, 7°, 1029 hPa, 80%, heiter und windstill, SA 5.50 h, SU 22.13 h. Weiter geht es nach Gjoahavn/ Nunavut 260 sm.

Tag 12 - 23.08.2009 - Gjoahavn/ Nunavut
An diesem historischen Ort hat Roald Amundsen 2 Jahre überwintert, der Ort erhält den Namen nach seinem hölzernen Schiff Gjøa. 1848 fand hier die dritte Expedition John Franklins (die sogenannte Franklin-Expedition) zur Suche einer Nordwestpassage auf der King-William-Insel ihr tragisches Ende. Auch hier zeigen die Inuit im Museum ihre Trommeltänze. 

Das am Abend geplante Konzert wird abgesagt, da wir die MS Bremen treffen, eine Premiere auf der NWP. Es gibt drei Stunden "Open ship" und dann eine Poolparty bei uns an Bord mit den Gästen der Bremen bis kurz nach Mitternacht. Welch ein Spaß! Wetterdaten: 4,5°, 2°, 1025 hPa, 88%, WNW 3, blue sky, SA 5.40 h, SU 21.35 h.

Aber wir müssen weiter in Richtung Eis! Es geht in Richtung Larsen Sund....

Ich mache jetzt einen Break, freuen Sie sich auf Teil 2 dieser Reise. 
© Constanze Hoffmann


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